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Me Too

Me Too (Ya tozhe khochu)



Russland, 2012
Genre: Drama
Regisseur: Aleksei Balabanov
Darsteller: Oleg Garkusha, Yuri Matveyev

Vier Menschen entscheiden sich dazu, zu einem geheimen Ort zu fahren, wo sie den sogenannten Glockenturm der Glücksseligkeit finden können. Auf der Fahrt nehmen sie noch eine Prostituierte in ihren Jeep auf, die, nachdem sie von den anderen über die Hoffnung auf unendliches Glück hört, klar macht, dass sie den gleichen Zielort hat. So passieren sie später einen abgesperrten Bereich, derweil jeder Autoinsasse hofft, dass er vom Turm aufgenommen wird und zu den Auserwählten zählt, weil dieser angeblich nicht jeden aufnimmt.

Das mysteriöse Glücksversprechen

Kommentar: In Balabanovs letztem Film ernten nicht die individuellen Figuren - welche gar nicht so individuell sind - die Sympathien des Zuschauers, sondern deren Idee und Zuversicht für ein Glücksversprechen, das irgendwo in einem von atomarer Verseuchung heimgesuchten Ort auf sie wartet. Sie fassen nämlich den Plan, zu einem mysteriösen Glockenturm zu fahren, der Menschen mit vollkommener Glücklichkeit bereichern soll. Ob das so überhaupt stimmt, kann aber niemand genau sagen. Denn die Menschen, die sich zu diesem geheimen Ort begeben, sterben entweder oder werden vom Turm einfach verschluckt und kommen nicht mehr zurück. Unsere wagemutigen Glücksritter sprechen natürlich nie davon,
wie Glück zu definieren ist, wahrscheinlich deshalb, weil schnell klar wäre, dass eine Aufnahme im Glockenturm nicht einfach alle Probleme lösen würde. Stattdessen wiederholen sie mechanisch das Wort Schastye, der russische Begriff für Glück, wie Kinder, die ständig von einer Sache sprechen, die sie sich schon seit langem wünschen und deren Aneignung sie kaum noch erwarten können. Balabanov erzählt sehr ruhig, bricht die lineare Narration niemals auf und verspricht nie etwas, was er nicht einlösen kann. Ironie gibt es zwischen den Zeilen genug, meist genau in jenen Momenten, in denen andere Filmemacher die Situationen auf eine emotionale Bahn verlagern würden, statt sie auf eine scherzhaft-komische Ebene zu überführen. ME TOO stellt insgesamt einen mehr als gelungenen Karriereabschluss dar, der zu viele Fragen aufwirft, als dass er nach einer einzigen Sichtung im vollkommen klaren Lichte stehen kann.

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2 Kommentare

  1. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Balabanov im Mai gestorben ist. Hm. Die Grundkonstellation hat mich beim Lesen zuerst etwas an STALKER erinnert, aber "scherzhaft-komische Ebene" klingt dann wieder gar nicht danach.

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  2. Der STALKER-Vergleich ist, wenn man sie die Prämisse anguckt, sehr richtig und ja offensichtlich, aber Balabanovs Film ist besonders von seiner Stimmung her weniger angespannt und weitaus lockerer, gerade in der ersten Hälfte. Außerdem schreitet die Handlung bei Balabanov schon ziemlich hurtig voran, sodass besondere meditative Momente oder philosophische Diskurse hier einfach so gut wie keinen Platz finden. Des Weiteren erinnert ME TOO eher an ein Roadmovie und die Spielzeit in der "Zone" beträgt vielleicht 20-25 Minuten (von 83 Minuten).

    Übrigens: Wenn ich mich richtig erinnere, fand Balabanov Tarkowskis Film langweilig bzw. er hat es nie geschafft, ihn zu Ende zu schauen. ;-D

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