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Blau ist eine warme Farbe

Blau ist eine warme Farbe (La vie d’Adèle – chapitres 1&2)



Frankreich/Belgien/Spanien, 2013
Genre: Drama
Regisseur: Abdellatif Kechiche
Darsteller: Léa Seydoux, Adèle Exarchopoulos

Adèle ist eine fünfzehnjährige Schülerin, die der Kunststudentin Emma zufällig in einer Lesbenbar begegnet. Adèle beginnt ihre Sexualität zu entdecken und stellt fest, dass sie sich mehr zu Frauen hingezogen fühlt. Sie freundet sich zuerst mit Emma an, dann entwickelt sich aber eine Liebesbeziehung zwischen den beiden.

Kapitulation vor der Arthaus-Bespaßung

Kommentar: Was Filme einem sagen wollen, dass kann man nicht immer erfassen. In den letzten Sekunden des Dramas von Kechiche biegt die Hauptfigur in eine Seitenstraße ein, läuft danach etwas weiter und dann ist der Film nach fast drei Stunden auch zu Ende. Je mehr ich nach der Sichtung über BLAU IST EINE WARME FARBE nachgrübelte, desto weniger gefiel er mir. Er schien beinahe zu schweigen und wollte kaum mit mir reden - allerdings ist dies gar nicht das Hauptproblem. Dabei entwirft das Werk in der ersten Stunde eine spannende Beobachtung der Identitätssuche, wo das Kopf-Ich zuerst nicht das sexuelle Ich akzeptieren will, weil die Interessen divergieren, dann aber es doch tut. Ein Mensch ist in einem Durcheinander, toleriert das Durcheinander jedoch nicht, sondern baut eine Ordnung auf, in der er sich wohlfühlen kann. Eine Schülerin geht unverklemmt ihren Neigungen nach und findet schnell heraus, was sie wirklich will. Der einige Coming-of-Age-Themen behandelnde Streifen zeigt Liebe, Gefühle, Leidenschaften, Tränen, Trennungen, bittere Erfahrungen - die ganze Packung. Doch trotz einzelner bewegender Augenblicke, wie einer unglaublich wilden Streitszene, die mich zum Tränenvergießen provozierte, gingen die Aktionen an mir vorbei, ohne dass eine ungemein intelligente Bildkomposition imstande war, dieses Vakuum zu füllen, um mich wenigstens durch die Sprache auf die Seite des befriedigten Filmzuschauers zu ziehen. Aber alles, was der Film in dieser Hinsicht aufbietet, ist Realismus, der sich mit seinen Glanzbildern und Modelmenschen als eine bloß schrecklich geartete, anbiedernde Simulation von eben jenem herausstellt. Dank der gigantischen Länge ist er vor allem ein Bildungsbürger-Bespaßungsepos, das superduperfein und gepflegt wirkt, weil sich Gespräche sowie Schweigen abwechseln und keine dieser bösen Special-Effects-Extrawürste für den Proletarier gemacht werden - doch wo die Effekte fehlen, dort wartet sterile Sauberkeit und ein Cast, der den gewöhnlichen Lookism von Hollywood zu verspotten scheint. Auf dem Filmfestival in Cannes kapitulierte man rückgratlos vor so viel Schmu - BLAU IST EINE WARME FARBE gewann 2013 die Goldene Palme.

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1 Kommentare

  1. Mir war der Film zu lang und zu zäh. Die eigentliche Geschichte hätte man auch in weniger als diesen endlos langen 179 Minuten plausibel und gefühlvoll erzählen können. Nicht zuletzt den beiden grandiosen und natürlichen Hauptdarstellerinnen ist es aber zu verdanken, dass man trotz der langen Strecken am Ball bleibt und doch noch wissen will, wie die Geschichte denn nun ausgeht.

    Hier meine ganze Review: https://filmkompass.wordpress.com/2014/01/25/la-vie-dadele-chapitres-1-et-2-2013/

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